Übergabe ohne Bürgermeister

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 26.10.2019 / Eva Herschmann

Das neue Hilfeleistungslöschfahrzeug der Feuerwehrabteilung Stetten ist jetzt offiziell in Dienst genommen. Stefan Altenberger ließ sich kurzfristig entschuldigen

Die Freude über das neue Hilfeleistungslöschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Kernen, Abteilung Stetten, stand Andreas Wersch ins Gesicht geschrieben. „Es gibt keine Eierlegenden Wollmilchsäue, keine Einhörner und keine Dankbarkeit in der Kommunalpolitik“, eröffnete der Abteilungs- und Gesamtkommandant den Festakt am Donnerstagabend, um hinterher zu schieben, dass das neue Fahrzeug dem Wunschtraum aber sehr nahe komme. Es sei, wie alle Beteiligten betonten, „kein Geschenk an die Feuerwehr, sondern an die Bürger der Gemeinde Kernen“.

Die offizielle Übergabe war ein feierlicher Akt. Überreicht wurde ein Riesenschlüssel im Beisein von Kreisbrandmeister René Wauro sowie des halben Rathauses, in Person des Beigeordneten Peter Mauch, der Ordnungsamtsleiterin Marianne Rapp sowie Bernd Hoppe, dem Leiter der Finanzverwaltung. Der Noch-Bürgermeister Stefan Altenberger, wegen dem der Termin auf den Donnerstagabend gelegt worden war, fehlte. Der Musikverein Stetten spielte auf, und die Feuerwehrangehörigen standen in ihren schwarzen Ausgehuniformen Spalier.

Zunächst galt es, das alte Fahrzeug zu verabschieden. 33 Jahre lang hatte es treu seinen Dienst getan. „Es hat ohne Beladung noch einen Wert von 8000 bis 10 000 Euro und wird verkauft“, sagte Andreas Wersch. Dass die alten Fahrzeuge in die Partnerstädte gehen, sei nicht mehr üblich. „Vom modernen Fahrzeugpark in Dombóvár können wir nur träumen.“

359 000 Euro kostet das Hilfeleistungslöschfahrzeug, kurz HLF 10, wobei das Land Baden-Württemberg den Kauf mit 92 000 Euro bezuschusst hat. Junge Menschen, die mit Smartphone und Tablet sicher agieren, ließen sich nicht mit der Technik der Großeltern für den Feuerwehrdienst begeistern, erklärte Andreas Wersch.

Das neue Fahrzeug, das von der Firma Rosenbauer in St. Pölten in Österreich ausgestattet wurde, sei auf dem neuesten Stand der Technik. Die Leistungsbeschreibung für die europaweite Ausschreibung umfasste 100 Seiten, verriet der Kommandant und dankte allen Beteiligten und der Projektgruppe, „die auch mal nachts ins Auto gesessen und nach Österreich gedüst sind“. Nach dem Besuch von Steffen Rosskopf, Stefan Wersch, Florian Michalke, Rainer Stilz, Steffen Lederer und Bernd Großmann in der niederösterreichischen Marktgemeinde passten alle gewünschten Einrichtungen in den HLF 10 hinein, weswegen das Fahrzeug auch 5000 Euro teuer und 500 Kilogramm schwerer wurde als geplant. „Und wir haben sogar noch Platz“, sagte Andreas Wersch. „Es ist das schönste Fahrzeug, das je unseren Hof verlassen hat“, ergänzte Christian Pöschl, der für die Indienstnahme eigens aus Österreich angereist war.

Nicht nur das feuerrote Fahrzeug hat viele Neugierige angelockt. Einige wollten auch bei der vermutlich letzten Amtshandlung von Kernens Bürgermeister Altenberger dabei sein, der im Mitteilungsblatt für den Abend angekündigt worden war. Doch der nur noch wenige Tage bis zum 31. Oktober amtierende Schultes hatte Kernens Kommandanten Andreas Wersch am Morgen eine Nachricht geschickt, sandte herzliche Grüße an alle und entschuldigte sich für seine Abwesenheit. Er müsse kurzfristig auswärts einen Termin wahrnehmen. Verständnis bei den Anwesenden: „I han scho denkt, dass er net kommt“, meinte ein Mann zu seinem Nachbarn. Eine Frau gibt Gerüchte weiter: „Seine Frau soll am Morgen im Ort einkaufen gewesen sein. Gesehen habe ich sie zwar nicht, aber ich habe das gehört.“