Ein Super-Fahrzeug für die Feuerwehr

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 26.10.2019 / Sebastian Striebich

Fast 400 000 Euro kostet der neue Wagen, der die Schlagkraft der Feuerwehr in Kernen deutlich verbessert

Das neue Einsatzfahrzeug der Feuerwehr in Kernen kostet 400 000 Euro und vereint zwei Fahrzeuge in einem. Fast 400 000 Euro kostet der neue Wagen, der die Schlagkraft der Feuerwehr in Kernen deutlich verbessert Die Präsentation des neuen Feuerwehr-Fahrzeugs hätte die letzte öffentliche Amtshandlung Stefan Altenbergers als Bürgermeister werden sollen. Doch der 55-Jährige sagte sein Kommen kurzfristig wegen eines wichtigen Termins ab und ließ den Kommandanten Andreas Wersch seine Grüße übermitteln. Altenberger verpasste deshalb die erste lautstarke Demonstration der Stärke des neuen „Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeugs“: Das Martinshorn, so viel steht seit Donnerstagabend fest, ist nicht zu überhören.

Etwas mehr als 300 000 Euro ist das Super-Fahrzeug für die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde wert, weitere 92 000 Euro steuert das Land bei. Insgesamt kostet das Fahrzeug rund 395 000 Euro. Der Wagen des Herstellers MAN ersetzt im Stettener Feuerwehrhaus ein 33 Jahre altes Löschgruppenfahrzeug von Mercedes.

Bei der kleinen Feier am Feuerwehrhaus rollte zunächst der alte Wagen aus der Garage. Was aus ihm wird? Er wird verkauft. „8000 bis 10 000 Euro“ sei er noch wert, sagt Kommandant Wersch. Der Mercedes habe trotz seines Alters „keine 40 000 Kilometer“ auf dem Tacho, was an den kurzen Einsatzstrecken liegt. Vielleicht kaufe ja eine Privatperson das Fahrzeug und baue es zu einem Wohnmobil um, oder es werde in ein Drittwelt-Land verfrachtet, sagt Wersch. Ein bisschen Wehmut sei schon dabei gewesen, als der Mercedes eben unter Blaulicht vom Hof gerollt sei – er habe jahrzehntelang gute Dienste geleistet.

Lange nachtrauern werden die Feuerwehrleute dem alten Gefährt aber nicht. Zumal das neue laut Wersch „auf dem neuesten Stand der Technik“ ist, „allen möglichen Szenarien gewachsen“, und quasi zwei Fahrzeuge in sich vereint: Einerseits ist es Rüstwagen und kann für technische Hilfeleistungen eingesetzt werden, andererseits ist es wie sein Vorgänger ein Löschfahrzeug. An Ausrüstung haben die Kernener Wehrleute alles hineingepackt, was weiterhilft – „So ein tolles Fahrzeug hat noch nie den Hof verlassen“, habe ein Vertreter der Firma Rosenbauer gesagt. Das Unternehmen mit Sitz in Österreich war nach europaweiter Ausschreibung – unter Mithilfe einer Delegation aus Kernen – für die Zusammenstellung des Wagens verantwortlich. Das Inventar stammt von der Fellbacher Firma Barth Feuerwehrtechnik.

Sie setzen sich für ihre Mitmenschen ein – und reden nicht nur darüber

Hatte Kommandant Wersch in seiner Rede das Fahrzeug wegen dessen Vielseitigkeit noch mit der „eierlegenden Wollmilchsau“ verglichen, erinnerte Kreisbrandmeister René Wauro daran, dass auch an die Feuerwehrleute selbst immer höhere Ansprüche gestellt würden. Deshalb sei es höchste Zeit für das neue Fahrzeug gewesen. Beigeordneter Peter Mauch sagte, die Männer und Frauen der Feuerwehr seien „die eigentlichen Stars des Abends“. Pfarrer Dietrich Hub bat um Gottes Segen für die Feuerwehr. Die Einsatzkräfte leisteten „wohl mehr an christlicher Nächstenliebe“, als „viele Fromme, die nur reden, aber nichts tun“.

Das steckt drin

  • Hier ein paar Fakten zum neuen – Achtung, langes Wort – Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF). Es verfügt über insgesamt sechs LED-Blitzleuchten fürs Blaulicht, die im Kühlergrill, am Fahrerhaus und hinten seitlich im Heck angebracht sind.
  • Das Martinshorn mit vier Schallbechern ist nicht zu überhören – wie die Feuerwehr bei der Präsentation des neuen Wagens bewiesen hat.
  • Das Fahrgestell stammt von MAN, zulässiges Gesamtgewicht: zwölf Tonnen. Der Diesel-6-Motor hat 250 PS.
  • Neun Feuerwehrleute finden im neuen Wagen Platz. Der Wassertank fasst 1200 Liter. Die Geräteräume sind begehbar und beleuchtet. Die Feuerwehrleute sollen dank elektrischer Rollläden und niedriger Entnahmehöhe einfach an ihre Ausrüstung kommen.