Feuerwehr serviert Geburtstagswein

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 19.11.2018 / Text: Heidrun Gehrke

Zu ihrem 150. Geburtstag hat die Stettener Wehr eine kulinarisch-musikalische Weinprobe veranstaltet

Zwölf Stettener Weine und Sekte sind bei der kulinarisch-musikalischen Weinprobe der Feuerwehr verkostet worden – darunter eine unverkäufliche Rotweincuvée, die speziell zum 150. Geburtstag der Feuerwehr kreiert wurde. Drei Stündchen bei belebenden Tropfen, Leckerbissen und Klavierklängen bedeutete dies für die 70 Teilnehmer.

Zwischen der Kernener Wehr und dem Wein gibt es eine enge Verbindung. Fast die Hälfte der Feuerwehrangehörigen ist bei der Weinlese im Einsatz. Wie Kommandant Andreas Wersch berichtet, ging auch die Gründung der Wehr 1868 auf die Initiative von Wengertern und einigen Handwerkern zurück. Feuerwehrangehörige hätten den Boden bereitet für den heutigen Weinweg. Diese Schnittmengen hätten den Ausschlag gegeben, das Feuerwehr-Jubiläumsjahr mit einer Weinprobe zu beschließen.

Die Glockenkelter ist an diesem Abend locker und luftig mit Stehtischen möbliert. Auf Barhockern sitzend oder im Stehen kommen die Gäste „im Walhalla von Riesling und Trollinger“, wie Wersch den Weinort Stetten betitelt, in den Genuss von mit Bedacht abgestimmten Gängen. Ausgeschenkt werden Stettener Weine, an deren Erzeugung Feuerwehrangehörige beteiligt waren. Das Ohr isst mit: Klaviermusik der Korberin Mahela Reichstatt begleitet die Wein- und zwei Sektproben.

Den Auftakt macht ein Klavierstück von Schubert: Hüpfende und quirlige Klänge passen gut zur saltoschlagenden Leichtigkeit zweier Weißweine im Gaumen. Das Tastenspiel von Mahela Reichstatt verbindet sich schön mit dem erfrischenden Säurespiel des Sauvignon Blanc vom Weingut Medinger. Wengerter Christian Schmid plaudert etwas über den trockenen Sommer und berichtet, dass sie „kämpfen“ mussten, um den Öchslegrad in Zaum und den Alkoholgehalt gering zu halten.

Die belebende Übereinstimmung setzt sich fort mit einer Cuvée „Surlis“ vom Weingut Bader. Dazu schweben die Kellner mit getrüffelten Kartoffelrahmsüppchen ein. Dem Ohr wird ein Bravourstück von Béla Bartok serviert. Der „Surlis“ passe zum 150. Geburtstag der Feuerwehr gut, erklärt Hans Bader. „Wir haben uns gefragt, wie unsere Großväter Wein gemacht haben.“ Der sortenreine Ausbau sei damals die Ausnahme gewesen. „Es standen verschiedene Rebpflanzen in einem Weinberg, daraus wurde der gemischte Satz“, so Bader. Um der Cuvée aus Riesling, Weißburgunder und Sauvignon Blanc einen „holzgereiften Geschmack“ zu verleihen, ihn aber zugleich „vital und frisch“ zu halten, habe er nur kurze Zeit im Holzfass gelegen.

Der Riesling darf nicht fehlen

Natürlich darf die Sorte Riesling nicht fehlen, die für den Weinort Stetten steht und von der nach Auskunft von Martin Wilhelm (Aufsichtsratsvorsitzender der Weingärtnergenossenschaft) 80 bis 90 Hektar auf Stettener Rebhängen kultiviert werden. Die auch bei der siebten Probe sicher auf den Barhockern verweilenden Genießer haben die Lage Pulvermächer im Glas und den Stettener Tropfen als Estragon-Riesling-Sauce auf dem Löffel. Ein Gaumen-Feuerwerk steht mit der Jubiläums-Rotwein-Cuvée an, die erstmals öffentlich ausgeschenkt wird, wie Wengerterin und Feuerwehrfrau Steffi Zimmer bestätigt. Die fruchtbetonten, kräftigen Rotweinaromen schlagen im Gaumen Wellen, dazu passend serviert die Pianistin wellenartige Rhythmen aus Bachs chromatischer Fantasie. Auf dem feuerrot-weißen Etikett sticht die Flamme heraus – das Erkennungszeichen der Stettener Wehr. Das Innenleben der Flasche geht mit Merlot und Cabernet Sauvignon „in die internationale Richtung“, wie Steffi Zimmer sagt. Der Zweigelt als schwäbisches Standbein bringe „würzige Paprika- und Pfeffernoten“ in die Mischung, die limitiert sei auf 300 nummerierte und unverkäufliche Flaschen. Der Wein werde feuerwehrintern zu bestimmten Anlässen, bei Ehrungen und vielleicht auch mal wieder bei einem Jubiläumsabend ver- oder ausgeschenkt.

Viele Wengerter

Die Keltermannschaft während der vier- bis sechswöchigen Weinlese rund um die Stettener Kelter sind Feuerwehrangehörige. Sie sind als Keltermeister und Helfer aktiv, die sich um Annahme der Trauben und das Abpressen kümmern.

Anschließend holt die Remstalkellerei den Rebensaft mit einem Tanklastzug ab und baut den Wein aus. Keltermeister ist Christian Medinger, der bei der Weinprobe beim Einschenken geholfen hat. Ein weiterer Einschenker, Lukas Edelmaier, arbeitet bei der Remstalkellerei als Weinküfer.

Die sieben Feuerwehr-Kelterjungs haben für die Weinlese teilweise Urlaub genommen oder nach Feierabend und am Wochenende gearbeitet. Auch in der Remstalkellerei arbeiten viele Kameraden hauptberuflich, auch aus anderen Feuerwehren.

13 Feuerwehrkameraden sind Mitglied in der Stettener Weingärtnergenossenschaft. 20 Feuerwehrangehörige sind als Wengerter im Haupt- oder Nebenerwerb tätig, von insgesamt 53 Mitgliedern in der Einsatzabteilung und zwölf Mitgliedern in der Alterskameradschaft.