Neues Einsatzfahrzeug für die Feuerwehr in Dienst gestellt

Das moderne Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug ersetzt in Stetten einen 33 Jahre alten Vorgänger der Baureihe LF 8-TS / Beigeordneter Mauch: Schlagkraft der Feuerwehr wird erheblich verbessert

„Ein so tolles Einsatzfahrzeug dieser Baureihe ist bei uns bislang noch nicht vom Hof gefahren“, sagt Christian Pöschl, Projektleiter bei der Rosenbauer AG im österreichischen St. Pölten zum Abschied an die Delegation der Feuerwehr Kernen im Remstal. Das Kompliment kommt nicht von ungefähr. Viele hundert Stunden Arbeit hatte die siebenköpfige Projektgruppe um Feuerwehrkommandant Andreas Wersch in Planung, Ausschreibung und Projektausführung gesteckt. Allein 140 Seiten umfassten die drei notwendigen Leistungsbeschreibungen , die der Kommandant erstellt hatte für das Fahrgestell, den Ausbau des Einsatzfahrzeuges und für die feuerwehrtechnische Beladung. Rund 400 000 Euro teuer war das HLF 10 schlussendlich, immerhin 92 000 Euro an Fördermitteln schießt das Land Baden-Württemberg der Gemeindekasse zu.

Europaweite Ausschreibung notwendig

Wegen der Vergabesumme musste das Projekt in zwei Losen europaweit ausgeschrieben werden – so schreibt es das EU-Recht inzwischen vor. Den Zuschlag für das Fahrgestell bekam der in München ansässige LKW-Hersteller MAN, der die anderen Mitbewerber auf Grund des wirtschaftlicheren Beschaffungspreises aus dem Feld schlug. Auch die auf Grund der niedrigen Deckenhöhe des Stettener Feuerwehrhauses eingeschränkte Bauhöhe lies manchen namhaften Fahrzeugausbauer bereits im Vorfeld aussteigen.

Für den Ausbau des Einsatzfahrzeuges bekam schließlich die Rosenbauer AG in St. Pölten den Zuschlag. Den Zuschlag für die feuerwehrtechnische Beladung erhielt die Firma Barth Feuerwehrtechnik in Fellbach, die sich auf Grund des günstigeren Gesamtpreises gegen einen weiteren Bewerber durchsetzte.

Dreimal fuhr eine Delegation der Feuerwehr nach St. Pölten, um dem „Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug HLF 10“, so die offizielle Bezeichnung, den endgültigen Feinschliff zu geben und für die Beladung das optimale Limit herauszuholen. Auch zahlreiche Online-und Telefonkonferenzen waren nötig. Bei den Einbaubesprechungen und bei der Endabnahme wurde um jeden Zentimeter Beladungsfläche gefeilscht. Gab es aus St. Pölten die Order „Nichts geht mehr!“, dann fuhr in der Nacht eine Abordnung mit Florian Michalke, Stefan Wersch und Steffen Lederer nach Österreich, um im Laufe des Tages mit den Projekttechnikern nach Lösungen zu suchen. Zur Projektgruppe gehörten außerdem Steffen Rosskopf, Bernd Großmann und Rainer Stilz. Am Ende gab es das Kompliment von Christian Pöschl und ein Jobangebot für die Kernener: „Wollt’s nicht bei uns im Team anfangen?“. Nur folgerichtig, dass das HLF 10 als Musterfahrzeug Einzug in den neuen Katalog des Fahrzeugbauers hielt.

Euro VI: Feuerwehr setzt auf modernste Umwelttechnik

Beim Fahrgestell entschied sich die Feuerwehr für die Motorversion mit EURO 6-Ausführung, die dem aktuellen Stand der Umwelttechnik auf dem Fahrzeugmarkt entspricht. Damit wurde das Fahrzeug nicht nur einige tausend Euro teurer, sondern auch gleich 120 Kilogramm schwerer. Für Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst gilt noch die landesweite Ausnahmeregelung, dass auch Fahrgestelle in EURO 5-Ausführung bestellt und genutzt werden dürfen. Trotz weiterer Nachteile, etwa beim notwendigen Zutanken von AdBlue und einer prognostizierten verminderten Motorlaufleistung bei einer Nutzung eher für Kurzstrecken entschied sich die Feuerwehr mit gutem Gewissen für die umweltfreundlichere Variante.

Beigeordneter Mauch: „Die Stars sind die Feuerwehrleute“

„Trotz des neuen Einsatzfahrzeuges – die eigentlichen Stars sind Sie, die Feuerwehrleute“, sagte Peter Mauch, der Beigeordnete der Gemeinde Kernen, der für den kurzfristig verhinderten Bürgermeister Stefan Altenberger in die Bresche gesprungen war. Mauch erinnerte an den Einsatzauftrag, den die Feuerwehrmänner und –frauen ehrenamtlich als kommunale Pflichtaufgabe für die Gemeinde erfüllten und übergab den symbolischen Schlüssel des Einsatzfahrzeuges folgerichtig „an die Bevölkerung der Gemeinde“ und „nur stellvertretend“ an die Feuerwehr, für die das Fahrzeug in erster Linie ein Arbeitsgerät sei, um die Sicherheit in Rommelshausen und Stetten zu gewährleisten. Neben dem Beigeordneten und zahlreiche Bürgerinnen und Bürger waren auch Kämmerer Bernd Hoppe und die für das Feuerwehrwesen in der Gemeinde zuständige Ordnungsamtsleiterin Marianne Rapp Gäste der Fahrzeugübergabe.

Das HLF 10 erfüllt höchste technische Standards

Das Einsatzfahrzeug entspricht in jeder Hinsicht dem aktuellen Stand der Technik: mit einer Motorleistung von 250 PS bei einem Gesamtgewicht von knapp 12 Tonnen und seiner umfassenden feuerwehrtechnischen Beladung sei es „fast allen Einsatzszenarien gewachsen“, wie Kreisbrandmeister René Wauro in seinem Grußwort festhielt. Ausgestattet u.a. mit einem Wassertank, der 1 200 Liter fasst, einem eingebauten Stromerzeuger und einer Dynawatt-Anlage zur direkten Stromeinspeisung, mit hydraulischen und pneumatischen Rettungsgeräten und einer Pumpenleistung von 2 000 Litern in der Minute, mit begehbaren Geräteräumen sowie einer umfassenden LED-Lichttechnik zur Ausleuchtung der Einsatzstelle bei nächtlichen Alarmierungen bleibt kaum eine Anforderung an die moderne Einsatztechnik für die neunköpfige Fahrzeugbesatzung offen.

Vorgängermodell soll verkauft werden

Was geschieht nun mit dem 33 Jahre alten Vorgängermodell? Das Fahrzeug auf einem Mercedes-Fahrgestell MB 814 hat lange Jahre guten Dienst geleistet und besitzt trotz seines anstehenden Reparaturaufwandes und den Bedenken des TÜV noch einen veritablen Restwert – es soll verkauft werden. In früheren Zeiten wurden ausgediente Einsatzfahrzeuge aus Kernen z.B. in die ungarische Partnerstadt Dombóvár verbracht. Doch dort ist der Fahrzeugpark längst mit Unterstützung von EU-Mitteln modernisiert und auf einem Stand, der mit jeder westeuropäischen Feuerwehr mithalten kann.

Kirchlicher Segen für die Einsatzkräfte

Neben Grußworten gab es auch den kirchlichen Segen für die Männer und Frauen, die das neue Einsatzfahrzeug bei Übungen und im Ernstfall bedienen werden. Pfarrer Dr. Dietrich Hub, selbst Feuerwehrmann, stellte zunächst klar: „Die Kirche segnet keine Fahrzeuge – nur die Menschen, die damit arbeiten. Sie mögen stets gesund von ihren Einsätzen zu ihren Familien nach Hause kommen.“ Hub weiter: „Die Einsatzkräfte der Feuerwehr leisten wohl mehr an christlicher Nächstenliebe als viele Fromme, die nur reden, aber nichts tun“.