Das Ehrenamt ist unbezahlbar

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 03.02.2020 / Eva Herschmann

Die Gemeinde hat von 2007 bis 2019 insgesamt rund 225 000 Euro Fördermittel vom Land für ihre Feuerwehrabteilungen bekommen. Damit belegt Kernen Rang 25 im Ranking der bezuschussten Rems-Murr-Kommunen

Vor fast genau zehn Jahren war Christian Fischer recht abrupt nach sechs Jahren als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Kernen Abteilung Rommelshausen zurückgetreten. Der Grund dafür, so war zu vernehmen, seien Differenzen mit seinem damaligen Stellvertreter Andreas Pfänder gewesen. Vor einem Jahr wurde Christian Fischer erneut zum Chef der Löschtruppe gewählt. Bei der Mitgliederversammlung am Freitagabend im Feuerwehrgerätehaus hat er das erste Jahr seiner zweiten Amtszeit Revue passieren lassen, das intern in ruhigem Fahrwasser verlief, aber die Kameraden dennoch auf vielen Ebenen gefordert hat.

Die notwendige Neuaufstellung der Führungsmannschaft nach dem Wegzug des Interimskommandanten Thomas Saitz und die Vorbereitungen für die Anschaffung des neuen Mannschaftstransportwagens, der im Spätsommer geliefert werden soll, nahmen Zeit in Anspruch. Der Tag der offenen Tür mit „überragenden Besucherzahlen“, wie Christian Fischer sagte, war ebenfalls anspruchsvoll für alle Beteiligten. Da das Steuerrecht die Feuerwehr bei Umsatzsteuer nicht ausnimmt, stelle sich trotz des Erfolgs die Frage, ob sich der Aufwand angesichts des Ertrags noch lohne, erklärte der Kommandant. Unterstützt von Kernens Kämmerer Bernd Hoppe haben sich die Floriansjünger deshalb auf die Suche nach „rechtlichen Spielräumen“ gemacht, wie Fischer sagte. Neben all dem kümmerten sich Rommelshausens Feuerwehrangehörige um ihr Kerngeschäft, dem Löschen von Bränden und technischen Hilfeleistungen. Insgesamt hatte die Feuerwehr Kernen im vergangenen Jahr 90 Einsätze. Vor allem der August sei richtig heiß gewesen, sagte Christian Fischer: „Vom angebrannten Essen bis zu zwei verletzten Motorradfahrern war alles dabei.“ Was die Freiwilligen Feuerwehren ehrenamtlich machen, könne sich das Land hauptamtlich gar nicht leisten, hatte Andreas Wersch, Kernens Gesamtkommandant, in seinem Grußwort erklärt.

Was es sich die grün-schwarze Regierung und ihre Vorgänger kosten ließen, das hat der FDP-Landtagsabgeordnete Ulrich Goll im November vergangenen Jahres in einer kleinen Anfrage an das Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration erfragt. Demnach hat Baden-Württemberg die 31 Freiwilligen Feuerwehren im Rems-Murr-Kreis im Jahr 2019 mit rund 1,73 Millionen Euro gefördert, im Jahr davor waren es etwa 1,35 Millionen Euro und 2017 rund 1,37 Millionen, berichtete Golls Fraktionskollege Jochen Haußmann. In die Abteilungen der Gemeinde Kernen sind in den Jahren 2007 bis 2019 insgesamt rund 225 000 Euro geflossen, das sind 14,60 Euro pro Einwohner. Damit belegt Kernen Rang 25 im Ranking der bezuschussten Rems-Murr-Kommunen, das von Waiblingen und Winnenden angeführt wird, die im gleichen Zeitraum jeweils fast eine Million Euro vom Land erhielten.

Bürgermeister Benedikt Paulowitsch beteiligte sich an den Ehrungen verdienter Feuerwehrleute – Jürgen Eppler bekam vom Land das Feuerwehrabzeichen in Gold für 40 Jahre Dienst, Rolf Deiss, Bernd Hurlebaus, Gerhard Fradl und Alfred Müller wurden von der Abteilung für 50 Jahre ausgezeichnet. In seiner ersten Rede vor der Löschtruppe erklärte er, dass er sich bemühen werde, dass Kernens Feuerwehr gut ausgestattet ist. Die Feuerwehr sei aber nicht nur für den Brandschutz zuständig, sondern auch eine heimatbildende Einrichtung. Er sei nun seit zweieinhalb Monaten im Amt und fühle sich in den Reihen der Wehr bestens aufgenommen. „Aber Sie haben mich auch schon enttäuscht, denn beide Abteilungen haben ihre Weihnachtsfeiern am selben Tag abgehalten. Das möchte ich so nicht mehr haben“, sagte er mit einem Grinsen.