Bahnprojekt S 21 – stellvertretender Stuttgarter Feuerwehrchef redet Klartext

Leitender Branddirektor Markus Heber zu Gast bei der Feuerwehr Kernen

Man hätte eine Stecknadel fallen hören – so gebannt waren die Zuhörer, als Markus Heber, der stellvertretende Amtsleiter der Stuttgarter Berufsfeuerwehr, in neunzig Minuten die Sicherheitsplanungen zum Bahnprojekt „Stuttgart 21“ aufzeigt. Sachlich und neutral aus der Sicht des Feuerwehrexperten. „Wir sind da, um es fachlich zu bewerten“, erläuterte der Leitende Branddirektor die Aufgaben der Feuerwehr.

Das Bahnprojekt „Stuttgart 21“ polarisiert die Massen, viel Halbwissen ist im Umlauf – gerade auch, was das Thema „Vorbeugender Brandschutz“ anbetrifft. Heber brachte nun im Stettener Feuerwehrhaus viel Licht ins Dunkel: sachlich, ohne Emotionen, nannte er Stärken und Schwächen des Brandschutzkonzeptes externer Planer, das seit 2012 ständig auch auf Zutun der Feuerwehr optimiert wird. Zur Erinnerung: im Jahr 2012 hatte das vom Schweizer Ingenieurbüro Gruner erstellte Brandschutz- und Sicherheitskonzept vor allem bei den Projektkritikern für Wirbel gesorgt. Durch Veröffentlichungen in der Tagespresse ist damals der Eindruck entstanden, es würden „kritische Informationen“ insbesondere zur Entrauchung des Tiefbahnhofs zurückgehalten. Dem ist offenbar nicht so gewesen, doch die entfachte Diskussion habe, so Heber, schlussendlich auch der Feuerwehr den Rücken gestärkt.

Viele Forderungen, die die Feuerwehr erhoben hat, wurden zwischenzeitlich in den Planungen berücksichtigt und werden nun umgesetzt. Manches sei gesetzlich gar nicht vorgeschrieben, doch die Bahn zeige sich gegenüber den Empfehlungen der Stuttgarter Feuerwehr sehr kooperativ. Überzeugend für die Zuhörer das neue Entrauchungskonzept für den Stuttgarter Tiefbahnhof, dass sich, so Heber, hoffentlich nie in der Praxis beweisen müsse. Schlussendlich basiere alles auf Berechnungen und Simulationen.

Zuständig für die Sicherheit des Bauwerkes seien, so Heber, das Eisenbahn-Bundesamt als Fachbehörde und der Betreiber, die Deutsche Bahn AG, nicht die Stadt Stuttgart. Die hat allerdings für die Sicherheit der Menschen zu sorgen, wenn der Tiefbahnhof, die weiteren geplanten Stationen und die 57 Kilometer zusätzliche Tunnelstrecke ihrer Bestimmung übergeben sind. Und natürlich bereits heute, denn auch während der Baumaßnahmen gilt es für die Feuerwehr, den Brandschutz und die Sicherheit der Arbeiter zu gewährleisten. Punkt für Punkt zeigt Markus Heber auf, welche Sicherheitsmaßnahmen im Bahnhof und in den Tunneln umgesetzt werden und versetzt dabei seine Zuhörer ein ums andere Mal in Erstaunen. Heber, ausgewiesener Brandschutzexperte, antwortet auch auf kritische Fragen souverän und erfrischend ehrlich. „Wir haben auch jetzt bereits 42 Kilometer Eisenbahntunnel in Stuttgart“. Und die seien längst nicht so sicher ausgestattet, wie die neuen Tunnel, die derzeit entstehen. Eine hundertprozentige Sicherheit könne aber schlussendlich niemand gewährleisten. Beim Bahnprojekt Stuttgart 21 werde, auch durch Intervention der Branddirektion, das derzeit mögliche Maß an Sicherheit umgesetzt, überzeugt Markus Heber seine Zuhörer.