Erhöhtes Krebsrisiko im Einsatz – Landesfeuerwehrarzt zu Gast bei der Feuerwehr

Dr. Andreas Häcker ist Landesfeuerwehrarzt und Abteilungskommandant der Feuerwehr Ditzingen. Am vergangenen Wochenende war er bei der Stettener Feuerwehr zu Gast mit einem Doppelvortrag über „Krebsgefahr im Feuerwehrdienst“ und „Hygiene im Brandeinsatz“. Signifikant erhöht ist die Zahl der Krebserkrankungen bei Feuerwehrangehörigen, so belegen es mehrere Landzeitstudien. Häcker ging auf die Ursachen dieser Erkrankungen ein, benannte die Schadstoffe, mit denen Einsatzkräfte bei einem Brandeinsatz konfrontiert werden und zeigte die organisatorischen Konsequenzen auf, mit denen das Risiko für die Männer und Frauen in der Feuerwehr geringer gehalten werden kann.

Dr. Häcker wies zu Beginn seines Vortrags u.a. anhand von Studien der Feuerwehren Düsseldorf und Neubrandenburg nach, dass die Gefahr, an bestimmten Krebsarten zu erkranken, für Einsatzkräfte der Feuerwehr um ein Vielfaches höher ist. Mehrere internationale Langzeitstudien u.a. aus den USA belegen auch wissenschaftlich fundiert einen direkten Zusammenhang zwischen Brandbekämpfung und einem erhöhten Krebsrisiko.

Dabei ist ausgerechnet das eigentlich erwartete Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, kaum höher als beim „Normalbürger“. Grund sei, so Häcker, dass die Atemschutztechnik im Einsatz gut funktioniere. Es sind nachweislich andere Krebsarten, bei denen ein erhöhtes Risiko besteht. Und die kämen v.a. dadurch zustande, dass neben den üblichen Risikofaktoren (Alter, Erbanlagen, geografische Risiken) die Schadstoffbelastung mit Schwebstoffen wie Gas, Kondensat, Ruß oder Feinstaub bei einem Brandeinsatz exorbitant hoch sei. Und diese Schadstoffe gelangten über kontaminierte Einsatzbekleidung und Gerätschaften schlussendlich in den Körper der am Einsatz beteiligten Personen, zeigte Andreas Häcker seinen erstaunten Zuhörern auf.

Interessant am Rande: die schon bei einem „normalen“ Brandeinsatz vorhandenen Schadstoffe, wie etwa Formaldehyd, Benzol, Dioxine oder polychlorierte Kohlenwasserstoffe, sind in die Schadstoffklasse 1 als eindeutig „krebserregend“ eingeteilt – das derzeit vieldiskutierte Glyphosat hingegen taucht erst in der Klasse 2 a auf („wahrscheinlich krebserregend“).

Unterschätzt wird die Gefahr der Aufnahme von krebserregenden Schadstoffen insbesondere bei „kalten Brandstellen“, also wenn das Feuer bereits gelöscht ist und die Einsatzkräfte ohne Atemschutzausrüstung oder wenigstens Filtermasken bei der Brandschadensermittlung, bei Nachlöscharbeiten oder Sicherungsmaßnahmen tätig werden. Hier müssen künftig bessere Schutzmaßnahmen ergriffen werden, war man sich schnell einig. Und auch die möglichen Schutzmaßnahmen benannte Andreas Häcker klar und ausführlich in seinem spannenden Vortrag, untermauert von Praxisbeispielen aus seiner eigenen Feuerwehr. Auch die Feuerwehr Kernen i.R. hat in den letzten Jahren bereits Konsequenzen gezogen, was die Vermeidung und Verschleppung von Kontaminationen ihrer Einsatzkräfte anbetrifft. Aber es zeigt sich, dass es noch ein „weiter Weg“ ist, so Dr. Häcker, um das Krebsrisiko für die Einsatzkräfte so gering als möglich zu halten.