Im Ernstfall braucht’s Kondition

Rommelshausener Feuerwehrleute werden „Fit for firefighting“, um den extremen Bedingungen im Einsatz gewachsen zu sein

 Kniebeugen, Unterarmstütz, Beinschere und zur Erholung ein bisschen Fußball spielen. So sieht neuerdings der Freitagabend für die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehr Rommelshausen aus. Der Grund: Im Einsatz sind Feuerwehrleute Temperaturen von bis zu 600 Grad ausgesetzt, ihre Körpertemperatur steigt auf über 40 Grad an. Um dem gewachsen zu sein, hilft nur eins – Fitness.

Die Stettener Feuerwehrleute fahren regelmäßig gemeinsam Rad, in Rommelshausen gab es früher eine Feuerwehr-Laufgruppe. Weil die sich nach drei Jahren aber nach und nach aufgelöst hatte, soll es nun eine Neuauflage des Feuerwehrsports geben: Mit „Fit for firefighting“, einer Mischung aus Konditions- und Krafttraining, bei dem laut Feuerwehrkommandant Andreas Wersch auch der Spaß nicht zu kurz kommen soll.

 Feuerwehrleute im Einsatz: Puls wie Hochleistungssportler

Hintergrund des Ganzen ist eine Studie des Universitätsklinikums Mannheim. Die Forscher haben herausgefunden, dass Feuerwehrleute vom Alarm bis zum Ende des Einsatzes in etwa den gleichen Puls haben wie Marathonläufer. Sie sind dabei Temperaturen von bis zu 600 Grad Celsius ausgesetzt, ihre Körpertemperatur kann auf über 40 Grad ansteigen. „Durch das Adrenalin lässt sich das in der Situation zwar ohne Probleme aushalten“, erläutert Feuerwehrkommandant Wersch. Aber wenn das Herz-Kreislauf-System immer wieder überlastet werde, drohten Spätfolgen. Die beste Prävention: Feuerwehrleute müssen so fit sein, dass sie der Belastung locker gewachsen sind.

Ein gutes Dutzend Feuerwehrleute sind zum Training in die Rommelshausener Rumold-Sporthalle gekommen, darunter eine Frau. Den Vorturner macht der begeisterte Ausdauersportler Jürgen Eppler. Er hat schon so manchen Marathon hinter sich gebracht und ist mit seinen 55 Jahren der älteste aktive Feuerwehrmann in Rommelshausen. Einen Marathon müssen seine Kameraden aber nicht gleich laufen: „Wir lassen es langsam angehen und steigern dann behutsam das Niveau“, sagt Eppler. Langsam angehen, das heißt bei ihm: zehn Minuten Warmlaufen, danach 45 Minuten Kräftigungsübungen und anschließend noch eine Stunde Fußball, Volleyball oder Badminton. „Zur Erholung“, wie er sagt.

Schon beim Warmlaufen zieht sich das Feld auseinander. Als anschließend die blauen Gymnastikmatten herausgeholt werden, lassen sich die Ersten schon erschöpft auf die Matten plumpsen und gönnen sich ein Päuschen. Aber Trainer Eppler ist unerbittlich: Mit Schulterstütz, der guten alten Kniebeuge und Beinscheren für alle beginnt das Krafttraining. „Heute machen wir nur wenige Wiederholungen, es soll ja keine Schinderei sein“, kündigt er an. Was dabei sein Maßstab ist, bleibt sein Geheimnis. Doch spätestens nachdem Oberschenkelinnenseiten, Gesäß, Rücken und Bauch ausgiebig trainiert sind, scheinen so gut wie alle genug für diesen Abend zu haben. „Die Grundfitness stellt sich sicher nicht gleich morgen früh ein, das wird eher der Muskelkater sein“, prophezeit Wersch.

Das befürchtet auch Thomas Saitz, der stellvertretende Abteilungskommandant von Rommelshausen. Der 42-Jährige fand das Training „anstrengend, besonders für jemanden, der wie ich als Industriekaufmann die meiste Zeit am Schreibtisch sitzt“. Anstrengend fand auch Kathrin Lang die Übungen. „Aber gut für den Anfang, ich komme auf jeden Fall wieder“, verspricht die 30 Jahre alte Atemschutzträgerin. Der 17-jährige Luca Riek, der gerade seine Feuerwehr-Grundausbildung abgeschlossen hat, meint: „Das ging heute noch recht locker. Immer leicht an der Schmerzgrenze, so was ist effektiv.“ Beim anschließenden Fußballspiel – aus aktuellem Anlass, wie Eppler scherzhaft meint – wirken die Feuerwehrleute zwar etwas erschöpft. Spaß scheint es aber allen zu machen.

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 28.06.2016 / Text: Liviana Jansen