Hauptamtlicher Gerätewart gewünscht

Für Kommandant Andreas Wersch geht es hier um die Zukunftsfähigkeit der Kernener Feuerwehr

Waiblinger KreiszeitungEin ereignisreiches Jahr, viele ehrenamtliche Stunden, viele Einsätze: Das stand als Fazit unter der Hauptversammlung der Feuerwehr Kernen. Kommandant Andreas Wersch unterstrich auch die Notwendigkeit eines hauptamtlichen Gerätewarts, den es bis jetzt in Kernen noch nicht gibt.

Die Feuerwehr entwickelt sich immer mehr zu einem „Fulltime-Job“, resümierte Andreas Wersch, Kommandant der Feuerwehr Kernen. Bei der Hauptversammlung ging er beim Thema „Zukunft der Feuerwehren“ auf das Thema der hauptamtlichen Gerätewarte ein. Der flächendeckende Schutz für Leib und Leben könne nur gelingen, wenn neben organisatorischen Rahmenbedingungen auch die technische Ausstattung für den Brandschutz gegeben ist. Fahrzeuge, Geräte und Ausrüstungen ermöglichen überhaupt erst die tägliche Feuerwehrarbeit. Die Wartung und Pflege der Fahrzeuge und Geräte braucht nicht nur Zeit, sondern auch Spezialisten mit einem hohen Fachwissen, unterstrich Wersch. In der Abteilung Stetten sei man mit Bernd Großmann und Stellvertreter Florian Michalke bestens aufgestellt, es stelle sich allerdings die Frage, inwieweit und wie lange die Aufgaben noch ehrenamtlich zu erbringen sind.

Ausgehend von den Beispielen Fellbach, wo die Stadt hauptamtliche Gerätewarte beschäftigt, und von Weinstadt, das in diesem Jahr eine hauptamtliche Stelle schaffen will, sei davon auszugehen, dass sich auch in Kernen Gemeindeverwaltung und Gemeinderat bald Gedanken um diesen Aspekt der Zukunftsfähigkeit der Wehr machen müssen. Wersch erinnerte an „den hohen Aufwand“, um die Einsatzfahrzeuge und die Geräte in Schuss zu halten. Ähnlich bedeutsam ist die Ausbildung künftiger Maschinisten, für die eine Summe von 15 000 Euro in den Haushalt des Jahres 2015 eingestellt werden soll. Die Summe soll es rund zehn Feuerwehrangehörigen ermöglichen, den für das Führen von Fahrzeugen über 7,5 Tonnen erforderlichen Führerschein der Klasse C machen zu können. Denn der Wehr droht ein Fachkräftemangel à la Feuerwehr: Die Maschinisten werden knapp. Der Verwaltungsausschuss hat den gemeinsam von den Fraktionen CDU, UFW und SPD gestellten Antrag mit großer Mehrheit zur Beschlussfassung Ende März im Gemeinderat empfohlen.

Auch Zahlen müssen sein bei einem Jahresrückblick – im Falle der Kernener Wehr sind es erfreuliche Zahlen: 100 Feuerwehrmänner und sechs Frauen sind in den Reihen der Feuerwehr im aktiven Einsatzdienst, davon 50 Männer und vier Frauen in Stetten. Die Altersabteilung zählt 14 Mann, die Jugendfeuerwehr 22 Mitglieder. Personell sei man gut aufgestellt, darauf lasse sich bauen, betonte Andreas Wersch, der allen Kameraden mit auf den Weg gab, regelmäßig an Übungen, Ausbildungen und Einsätzen teilzunehmen – gerade die möglichst lückenlose Teilnahme an Übungen und Ausbildungen sei wichtiger denn je. Die Aufgabenvielfalt der Wehren sei in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. „Die technischen Geräte erfordern immer mehr Spezialwissen, hiervon hängt der Einsatzerfolg ab, das sollten wir uns immer wieder bewusstmachen.“

81-mal wurde die Feuerwehr im vergangenen Jahr alarmiert

Die Feuerwehr Kernen wurde im vergangenen Jahr 81-mal alarmiert (2013: 103 Alarmierungen). Es gab 35 Brandeinsätze und 14 technische Hilfeleistungen. Zwar ist die Einsatzzahl im Vergleich zum Vorjahr rückläufig, der Trend zeigt allerdings nach oben: Im Schnitt der vergangenen 20 Jahre nehmen die Einsätze kontinuierlich zu, sagte Andreas Wersch. Insgesamt 14 Fehlalarme durch Brandmeldeanlagen wurden verbucht. Diese Zahl scheine hoch, relativiere sich aber beim Blick auf die Einzelfälle: „Drei tatsächliche Fehlalarme und ein böswilliger Alarm sind in Stetten zu verzeichnen. Im Vorjahr waren noch 20 Alarmierungen auf einen technischen Defekt zurückzuführen oder auf den Umstand, dass bei Wartungsarbeiten vergessen wurde, die Melderlinien abzuschalten. Hinzu kamen damals drei mutwillige Alarmierungen.“

Die Feuerwehr Kernen hat mittlerweile eine neue Einsatzkleidung, die den Träger dank eines „Sicherheits-Thermofutters“ in Extremsituationen besser schützen soll. Im vergangenen Jahr wurden verschiedene Modelle gesichtet und verglichen. Schlussendlich hat ein Gesamtpaket eines österreichischen Herstellers (Modell „Fire Max 3“) den Zuschlag bekommen. Hinzu kamen neue gelbe Feuerwehrhelme sowie Handschuhe für den Bereich technische Hilfeleistung sowie Handschuhe für die Atemschutzgeräteträger. Einen Vorgeschmack auf die neuen Schutzanzüge mit Helm konnten die Feuerwehrangehörigen bei der Hauptversammlung bekommen: Vorne am Rednerpult war die Kluft an einer Puppe ausgestellt. Die Kosten für Jacken plus Hosen plus Zubehör für 111 Feuerwehrleute beliefen sich auf knapp 94 000 Euro.

Die Wehr besitzt seit dem vergangenen Sommer den „Fluthelferorden“ des sächsischen Ministerpräsidenten. Es gab ihn als Anerkennung für die im Jahr 2013 beteiligten Einsatzkräfte beim Hochwassereinsatz in Sachsen. Auf lokaler Ebene erinnerte Wersch an die Installation der Rettungspunkte: Kernen hat auf Initiative der Feuerwehr als erste Kommune im Kreis vier dieser Punkte im Wald angebracht. Damit sollen bei Notfalleinsätzen in wenig erschlossenen Gebieten, etwa im Wald, Verunglückte leichter gefunden werden.

Ehrung

Der Feuerwehrangehörige Erwin Borck wurde für 60 Jahre als Mitglied der Feuerwehr Kernen geehrt. Der früher im aktiven Einsatzdienst tätige Feuerwehrkamerad ist seit einigen Jahren in der Alterswehr aktiv.

Quelle: WKZ vom 02.03.2015 / Text: Heidrun Gehrke

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